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«Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern», sagte Nelson Mandela. Deshalb investiert SolidarMed in die Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal, so dass Menschen Zugang zu guter Gesundheitsversorgung haben.
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«Weil da einfach kein Arzt ist, keine Hebamme, kein klinisches Personal oder niemand mit genügend guter Ausbildung, darum sterben die Leute oder bleiben krank», so Jochen Ehmer, Leiter Medizin und Public Health bei SolidarMed. Er erklärt damit die Konsequenzen von zu
wenig und ungenügend ausgebildetem Gesundheitspersonal. Nicht nur die Qualität der Ausbildung des medizinischen Fachpersonals ist ungenügend: «Die Regierungen dieser Länder verfügen auch nicht über das Geld, um genügend Personal anzustellen und die Löhne zu bezahlen», erläutert er. Leider habe er schon oft erlebt, dass jemand sein Leben verlor, weil eine Fachperson nicht die richtigen Massnahmen ergriffen hat oder eine Patientin zu lange auf ihre Diagnose und die dazugehörige Behandlung warten musste.
Damit SolidarMeds Investitionen in die Aus- und Weiterbildung langfristige Erfolge hervorbringen, etabliert die Organisation nicht ein paralleles System in den Ländern, sondern arbeitet eng mit den Behörden und Bildungsinstitutionen zusammen. «Wir bringen uns sehr aktiv etwa bei der Gestaltung von Ausbildungscurricula der Pflegefachkräfte in Sambia ein», erzählt Jochen Ehmer. Man habe hier zusammen mit der Regierung ein Modell entwickelt, in dem verschiedene Berufsgruppen die Grundausbildung gemeinsam absolvieren können und somit weniger Ausbildner:innen benötigt werden. Auch das schweizerische Modell der dualen Berufsausbildung kann im Gesundheitsbereich sehr erfolgreich angewandt werden. «Die Regierungen sind meist froh um Unterstützung, so sind wir zum Beispiel Mitglied von technischen Arbeitsgruppen zu Bildungsthemen», sagt Jochen Ehmer.
Alle müssen einen Teil vorbereiten
Die Förderung von Aus- und Weiterbildungen durch SolidarMed soll aber nicht ein einseitiger Prozess sein. «Uns ist die sogenannte ‹reverse innovation› wichtig», betont er. Das bedeute, dass Modernisierungen und Innovationen nicht immer nur von Ländern des globalen Nordens angestossen werden. Auch in der Schweiz gibt es deutlich zu wenig Personal, besonders bei der Behandlung von Patient:innen mit chronischen Erkrankungen. «Hier könnten zum Beispiel Hilfsärzte oder -ärztinnen (siehe Box Sambia) mit einer verkürzten medizinischen Ausbildung eingesetzt werden, wie das auch in einigen Projektländern und zunehmend auch in Frankreich und den USA getan wird. Diese können wichtige Diagnosen stellen und behandeln und befinden sich auf einer Stufe zwischen Pflegepersonal und Mediziner:innen», so der Experte.
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SolidarMed trägt dazu bei, dass deutlich mehr medizinisches Personal ausgebildet wird. Zudem soll die Ausbildung verbessert werden. Dafür sind auch Wohnheime bei Ausbildungsstätten nötig, Schulbusse oder eine bessere pädagogische Ausbildung der Ausbildenden. Diese müssen nicht nur einen aktuellen Stand des Fachwissens vorweisen, sondern auch unterschiedliche Unterrichtsformen kennen. In drei Schulungseinrichtungen in der Morogoro-Region in Tansania geht SolidarMed mit der «Capacity Sharing»-Methode neue Wege: indem die Teilnehmenden in gemischten Gruppen jeweils selbst einen Teil des Trainings vorbereiten müssen. «Alle sind wichtig, alle müssen sich mit den Inhalten identifizieren können und alle wissen schon etwas», sagt Federica Laurenti, Projektmanagerin des Projekts «A Good Start», in dessen Rahmen Hebammen und Pflegekräfte weitergebildet werden.
Der Vorteil sei, dass sich alle schon im Voraus mit der Materie auseinandergesetzt haben, mehr einbezogen und gegenseitig verantwortlich seien, mit anderen ihr Wissen auszutauschen. «Das ist nur deshalb so möglich, weil in diesen drei Einrichtungen Fachspezialist:innen unterstützt werden, die sicherstellen, dass der Trainingsinhalt aktuell ist», sagt Federica Laurenti. Das Wissen und Können der weitergebildeten Fachkräfte rettet Leben und trägt dadurch massgeblich zur Entwicklung der Partnerländer von SolidarMed bei.
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SolidarMed unterstützt die Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Berufen:
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Lesotho: Dorfgesundheitsberaterin Likabiso Nkune
Die 27-jährige Likabiso Nkune wohnt in Koholokoe im Nordosten von Lesotho. Sie hatte gehört, dass das Gesundheitsministerium Leute sucht, die die Oberstufe abgeschlossen haben. Daraufhin wurde sie von der Dorfbevölkerung als Dorfgesundheitsberaterin nominiert und gewählt. «Ich habe das erste von drei Trainings im März 2023 erhalten», erzählt Likabiso Nkune. Die Ausbildung hat insgesamt 18 Tage gedauert und wurde von Pflegekräften aus unterschiedlichen Fachgebieten wie Psychiatrie oder Augenheilkunde, von Ärztinnen und Ärzten und Apotheker:innen durchgeführt. Dabei wurde der jungen Frau sowohl theoretisches Wissen wie auch praktisches Können vermittelt.
SolidarMed finanziert das sogenannte ComBaCal-Projekt, in dem Dorfgesundheitsberatende ausgebildet werden.
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Tansania: Hebamme und Pflegefachfrau Gloria Tembo
Die Leiterin der Geburtsabteilung des Kibaoni-Spitals hat schon mehrere Weiterbildungen absolviert. «Ich möchte jederzeit auf dem neusten Stand sein und von den neusten Entwicklungen in meinem Fachgebiet wissen», beschreibt sie ihre Motivation. Gloria Tembo hat Weiterbildungen in der Prävention von HIV-Übertragung zwischen Mutter und Kind, Geburtshilfe und Gynäkologie, freiwilliger medizinischer männlicher Beschneidung wie auch in gynäkologischer Notfallversorgung und Neugeborenenpflege absolviert. Zudem war sie auch Teil einer 20-tägigen Mentorenschaft. «Dabei haben zwei Gynäkolog:innen unser Team bei der Arbeit im Spital begleitet und unser Wissen und Können gestärkt», erzählt die 35-Jährige. Besonders das Wissen zur Vermeidung der Übertragung von HIV von der Mutter zum Kind sei ihr wichtig. «Ich möchte den Müttern und ihren Kindern exzellente Dienstleistungen anbieten. Die Weiterbildungen haben meine Fähigkeiten und Fertigkeiten deutlich verbessert. Ich konnte so vielen Patientinnen das Leben retten und die Zahl der Überweisungen reduzieren», sagt sie stolz. «Dank meines neuen Wissens konnte ich eine schwangere Frau mit schwerer Blutarmut sicher entbinden», freut sie sich.
SolidarMed ermöglicht die Weiterbildungen für Hebammen und Pflegefachleute in Tansania.
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Mosambik: Hygienikerin Angelica Zacarias Adolfo
«Mein grösster Traum war schon immer, anderen Menschen zu helfen. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau klappte nicht, aber als Hygienikerin bin ich auch sehr glücklich, weil ich trotzdem anderen helfen kann», freut sich Angelica Zacarias Adolfo. Die 61-Jährige ist dafür zuständig, dass Patient:innen unter hygienischen Bedingungen behandelt werden können. «Wir sammeln Abfälle, trennen nach infektiösen, anatomischen und gewöhnlichen Abfällen und entsorgen sie entsprechend. Ausserdem waschen wir die Krankenhauswäsche», erzählt sie. Die Hygienikerin hat an einer zweitägigen Schulung zu Abfallmanagement und dem Einsatz von Verbrennungsanlagen teilgenommen: «Wir hatten erst einen theoretischen Teil und haben danach vor Ort praktische Übungen gemacht. Meine wichtigste Erkenntnis war, dass falsch verarbeitete Abfälle für alle gesundheitsschädlich sind. Ich kenne nun die Richtlinien des Gesundheitsministeriums und weiss, warum wir Abfälle nicht vermischen sollen.» Das Team arbeite nun besser zusammen, was zu einem saubereren Gesundheitszentrum führe. So werde nun beispielsweise für die richtige Benutzung der Toiletten sensibilisiert, was den Patient:innen und Besuchenden zugute komme.
SolidarMed fördert im Rahmen des IPC-Projekts (Infection Prevention and Control) die Weiterbildungen für Hygieniker:innen in Mosambik, um Ansteckungen in Spitälern zu vermeiden.
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Simbabwe: Peer Educator Siria Magunduru
Siria Magunduru ist erst 16 Jahre alt, aber sehr motiviert, als Peer Educator für Gleichaltrige einen Freiraum zu schaffen, wo sie über Themen des Erwachsenwerdens reden können. Gleichzeitig möchte sie Stigmatisierungen bekämpfen. «Ich möchte Verantwortung übernehmen, andere Jugendliche unterstützen und sie über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte informieren», betont sie. Fünf Tage lang wurde sie durch medizinisches Fachpersonal im Bikita-Trainingscenter geschult. «Dabei habe ich zum Beispiel gelernt, wie ich auf Gleichaltrige zugehe», erzählt die Jugendliche. Zuerst dachte sie, dass sie als Peer Educator andere junge Menschen berate. «Aber es geht vielmehr darum, gemeinsam eine Lösung zu suchen», betont Siria Magunduru. So auch bei einem Schulkollegen, der Drogen nahm. «Ich habe die Gelegenheit ergriffen und mit ihm geredet. Er erzählte mir, wie es so weit gekommen war. Zusammen haben wir dann entschieden, dass er bei seinen Eltern und in der Schule um Vergebung bitten soll. Inzwischen hat er einen Entzug gemacht und nimmt heute keine Drogen mehr», freut sie sich.
SolidarMed finanziert das Gesundheitsprojekt für Jugendliche in Simbabwe und bildet die Peer Educators auch gleich selbst aus.
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Sambia: Hilfsarzt «Medical Licenciate» Pass Shimuunza
Pass Shimuunza absolviert die fünfjährige Ausbildung zum Hilfsarzt, weil er sein Wissen und Können ausbauen will. Der 42-Jährige steckt nun mitten in seinem letzten Ausbildungsjahr im Praktikum am Distriktspital Mongu. «Es ist ein schmaler Grat zwischen uns und einem Arzt oder einer Ärztin. Vor allem in ländlichen Gebieten übernehmen wir fast die gleichen Aufgaben», erklärt er. SolidarMed unterstützt seit 2010 die Ausbildung der Hilfsärzte und -ärztinnen, denn es gibt viel zu wenig medizinisches Personal. Sie können einfachere Routineeingriffe durchführen.
Pass Shimuunza beschäftigt etwa die hohe Müttersterblichkeit. «Durch das Training, gerade im Übungsraum mit Puppen und in den klinischen Rotationen, konnte ich meine Fertigkeiten in der Geburtshilfe und der Chirurgie vertiefen», betont der 42-Jährige. Das sei für seine Arbeit besonders wichtig, um die Müttersterblichkeit zu senken, denn 60 bis 80 Prozent der Geburten seien heikel, schätzt er.
SolidarMed unterstützt die Aus- und Weiterbildung von Hilfsärzten und -ärztinnen in Sambia organisatorisch.
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Gesundheitspersonal aus- und weiterbilden
Lesen Sie mehr über das Engagement von SolidarMed in der Aus- und Weiterbildung des Gesundheitspersonals im südlichen Afrika.