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Wissenschaftlerin Talent Nyandoro deckt in Simbabwe Lücken im Gesundheitssystem auf. Das erlaubt SolidarMed, gezielte Massnahmen für die Gesundheit der Bevölkerung zu treffen und deren gewünschte Wirkung zu überprüfen.
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Als Talent Nyandoro in den 1990er-Jahren in Simbabwe aufwuchs, verursachte ein dramatischer Anstieg der HIV-Ansteckungen eine globale Gesundheitskrise. «Viele Menschen, die wir kannten, starben. Und ich habe als Kind damals nicht verstanden, weshalb», erinnert sich die Forschungskoordinatorin von SolidarMed in Simbabwe. Forschung hat sie schon früh interessiert, weil sie verstehen wollte, was um sie herum passiert und weshalb Menschen an dieser Krankheit starben. Nach ihrer Soziologieausbildung arbeitete Talent erst in einer Bank. «Doch es zog mich zurück in das Gesundheitsfachgebiet», verrät sie schmunzelnd. Denn schon vor ihrer Anstellung bei der Bank hatte sie in einem Spital ein Praktikum absolviert, wo sie psychosoziale Unterstützung unter anderem für Menschen mit HIV oder Trauma-Überlebende leistete.
Besseres Verständnis
Mit ihrer Forschung identifiziert sie bei SolidarMed seit acht Jahren Lücken in der öffentlichen Gesundheitsversorgung. Auf der soziologischen Ebene geht es ihr dabei um Verhaltensänderungen, nicht darum, was man mit Medikamenten behandelt. «Ich bin glücklich bei SolidarMed. Ich habe mich in qualitativen Forschungsmethoden, in Statistik der öffentlichen Gesundheit und in Projektplanung, -monitoring und -evaluation weitergebildet», sagt sie strahlend. Qualitative Methoden konzentrieren sich auf die Erforschung der Erfahrungen, Verhaltensweisen und sozialen Kontexte von Einzelpersonen durch Interviews und Beobachtungen. Im Gegensatz dazu stützen sich quantitative Methoden auf numerische Daten, um durch statistische Analysen Muster und Beziehungen zu erkennen.
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«Beide Ansätze sind im Bereich der öffentlichen Gesundheit unerlässlich, doch fühle ich mich besonders zur qualitativen Forschung hingezogen. Sie ermöglicht es uns, die sozialen und kontextuellen Faktoren zu erforschen, die grossen Einfluss auf die Gesundheitsergebnisse haben. Qualitative Methoden ermöglichen ein besseres Verständnis der Herausforderungen, mit denen die Gemeinschaften konfrontiert sind. So können wir massgeschneiderte Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit entwickeln», betont sie.
Vielfältige Forschungsprojekte
Talent hat für SolidarMed schon mehrere Forschungsprojekte begleitet. Thematisch reichen diese von der Durchführbarkeit und Akzeptanz von HIV-Selbsttests bei jungen Menschen an Hochschulen im ländlichen Simbabwe über nicht-übertragbare Krankheiten (z.B. Schulprogramme zu oraler Gesundheit) bis hin zu Projekten zur mentalen Gesundheit.
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Stärkere Jugend durch Gleichstellung und Suchtprävention
Das Projekt PEGISUS (Peer Education for Gender Inclusion and Substance Use in Southern Africa) zielt darauf ab, den riskanten Konsum von Alkohol und anderen Drogen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Sambia, Simbabwe und Südafrika zu verringern und gleichzeitig die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern.
Zwei evidenzbasierte Programme (Manhood 2.0 und RAD-PAL) werden dabei in Berufsbildungszentren integriert. Manhood 2.0 fördert ein gesundes Verständnis von Männlichkeit, während RAD-PAL junge Menschen unterstützt, riskante Konsummuster zu durchbrechen und gesunde Entscheidungen zu treffen. Durch die Einbindung dieser Programme in die berufliche Ausbildung wird eine besonders relevante Zielgruppe erreicht.
In Simbabwe begleitet Talent Nyandoro das Projekt wissenschaftlich. Erste Ergebnisse zeigen positive Veränderungen in Bezug auf Einstellungen zu Geschlechterrollen und Drogenkonsum.
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Jedes der Projekte bringt sie weiter. Man müsse flexibel und vielseitig bleiben, gerade, wenn man qualitative Forschung betreibe. Wenn Talent Nyandoro Feldforschung betreibt, gehe sie das ohne Erwartungen an: «So identifizieren wir die Lücken im System, wenn wir die Realität den Vorstellungen, die wir haben, gegenüberstellen.»
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Einige Projekte werden auch länderübergreifend angelegt, etwa jenes zur mentalen Gesundheit von jungen Menschen (siehe oben). Dabei kommt ihre Expertise in Projektmanagement zum Tragen. Bei der Datenanalyse kommt ihr nicht nur ihre breite Ausbildung, sondern auch ihre vielseitige Erfahrung zugute: «Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, einen Unterschied im Leben derjenigen zu machen, denen wir dienen. Ich glaube, dass wir mit unserer Forschung Leben retten und die Lebensfreude vieler Menschen verlängern können.»
Zu wissen, dass meine Arbeit zu solch einer wirkungsvollen Veränderung beiträgt, inspiriert mich jeden Tag dazu, mehr zu tun.» Diese Leidenschaft und dieses Engagement legt die junge Frau auch in ihrer Freizeit an den Tag, wenn sie rennen geht und für die Halbmarathons trainiert, die sie absolviert. Dass sie einen Kochkanal auf Instagram betreibt, zeigt ihre Vielseitigkeit ebenso, wie dass sie es auch manchmal ruhig angeht und gerne liest.